Hauptinhaltsbereich

Die hohe Kunst der Augentäuschung in der Spandauer Wilhelmstadt

Zwei Monate standen die sechs Künstler der Potsdamer Creative Stadt GmbH um Hartmut Lindemann an einer viel befahrenen Ausfallstraße auf dem Gerüst. Im Ergebnis wurde aus einer unschönen Brandwand in der Spandauer Wilhelmstadt ein echter Hingucker: Am  08.August 2013 weihte Spandaus Bezirksstadtrat Carsten Röding an der Pichelsdorfer Straße 114 das Wandbild mit einer verblüffenden Zeitreise in die virtuellen Wilhelmpassagen ein. Das künstlerische Highlight zaubert zum Metzer Platz einen konkaven Raum mit geradezu mediterranem Flair hinzu.

 

Erst auf den berühmten zweiten Blick bemerkt der Betrachter, dass die Wilhelmpassagen gemalte Fiktion sind. Einmal interessiert, erzählt ihm das Wandbild viele Details Spandauer Geschichte: Links wirkt die Front des längst geschlossenen Kinos „Regina“ weit in die Wilhelmstraße hinein. Kaiser Wilhelm ist als Namenspate des ganzen Stadtteils vertreten. Der weithin bekannte Spandauer Kleinkünstler Sascha Grammel spielt mit seiner Puppe „Frederic“. Ein Kind läuft mit einem Schiffsmodell zur nahen Havel - in naher Zukunft soll hier ein kurzer Fußweg zum Havelufer führen. Bei dem Schiffsmodell handelt es sich übrigens um die „Prinzessin Charlotte von Preußen“, die als erstes deutsches Motorschiff überhaupt 1816 in der heutigen Wilhelmstadt gebaut wurde.

 

Die Giebelgestaltung ist ein Projekt des Programms „Aktive Zentren“ für die Wilhelmstadt und wurde zudem innerhalb des gleichnamigen Sanierungsgebietes mit 50 Prozent gefördert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, das zuständige Bezirksamt Spandau und die Stadtteilvertretung Wilhelmstadt begleiteten das Vorhaben von Beginn an. Doch der Erfolg hat – hier durchaus positiv gesprochen – viele Väter. Als alteingesessener Projektpartner unterstützte das 1927 in Spandau gegründete Traditionsunternehmen Floridaeis das aktuelle Kunstprojekt „Wilhelmpassagen“.

 

Kinder der nahen Christoph-Földerich-Grundschule weisen mit ihren orangefarbenen Westen auf den Projektpartner Berliner Stadtreinigung hin. Die BSR engagierte sich schon vor zwei Jahren mit der Aktion „Spandau bleibt sauber“ für das Quartier. Apropos: Die Reaktionen der Spandauer auf das Kunstwerk schwanken zwischen einhelliger Begeisterung und der Sorge, irgendwer könnte das Wandbild beschädigen. Hier konnte Hartmut Lindemann die Passanten beruhigen: Seiner Erfahrung nach begegnen die Bewohner seiner Arbeit mit Respekt.

 

Was von den Künstlern der Creative Stadt GmbH in kurzer Frist an die Fassade gezaubert wurde, hatte bereits eine längerfristige Vorbereitungsphase hinter sich: Eine erste Voraussetzung war der Abschluss eines Gestattungsvertrags mit der Eigentümerin des Gebäudes Pichelsdorfer Straße 114, der Gate Consortium One GmbH im Mai 2012. Aus anderen Wandkunstprojekten der Creativen Stadt GmbH z.B. in Berlin-Weißensee, Eberswalde oder Frankfurt am Main ist bekannt, dass ein solches Kunstwerk das Image einer Immobilie stark aufwertet. Daher unterstützt die Eigentümerin das Kunstprojekt an dem Neubau aus den 1990er Jahren, indem sie den Giebel auf eigene Kosten neu verputzen ließ.

 

Im Vorfeld sprachen sich Vertreter des Bezirksamtes, der Gebäudeverwaltung, Gewerbetreibende und Anwohner bei einem Workshop im Stadtteilladen Wilhelmstadt für ein Motiv aus, welches die Themen „belebte Geschäftsstraße“ und „Verbindung zur Havel“ in den Mittelpunkt rückte. Der Bezirk sieht in dem Kunstwerk einen zukünftigen Ort der Identifikation der Bürger mit ihrer Wilhelmstadt.

 

Noch ist es Zukunftsmusik, aber doch schon fest in den Köpfen der Spandauer Planer verankert: Im Frühjahr 2012 zeigte die Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH im Auftrag des Bezirksamtes Spandau in dem Gutachten „auftakt ! K U N S T“ für 125 Brandwände im „Aktionsraum plus Spandau-Mitte“ Möglichkeiten ihrer Aufwertung auf. Im Rahmen eines Workshops wurden bei der Abschlusspräsentation im Bezirksamt Spandau am 17. Februar 2012 daraus 36 Projekte ausgewählt und zehn von ihnen priorisiert. Die Pichelsdorfer Straße 114 bildet somit den Auftakt für eine breit angelegte Aufwertung des Stadtbildes.

 

Es wird bunt in Spandau!

 

Die ausführende CreativeStadtGmbHwurde im Januar 2007 in Potsdam als Tochtergesellschaft des berlin-brandenburgischen Stadtentwicklungsunternehmens BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH gegründet. Das Unternehmen profitiert von langjährigen Erfahrungen des Gründungsunternehmens, das seit über zwei Jahrzehnten als Sanierungsträger für das Land Brandenburg fungiert und in Berlin-Spandau das Altstadtmanagement, in Neukölln vier Quartiersmanagementgebiete sowie das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße betreut. Zu den bekanntesten Projekten der Firma Creative Stadtgehören in der Region das Berliner „Europaviertel“ in Hellersdorf, von dem bisher der erste Bauabschnitt „Deutsche Fassade“ als Modell der nachhaltigen Entwicklung des städtischen Raumes in Großsiedlungen verwirklicht wurde, sowie zwei Wandbilder „Gärten Europas“ im Stadtteil Neuberesinchen von Frankfurt/Oder.

 

Kontakt:

Bezirksamt Spandau

Simone Maier

Carl-Schurz-Straße 2/6

13597 Berlin

Tel. 030/ 90279-2363

simone.maier@ba-spandau.berlin.de

Andreas Wunderlich,

Dr. Uwe Schieferdecker

CreativeStadtGmbH

Ludwig-Richter-Straße 23

14467 Potsdam

Tel. +49/331/27168-52

a.wunderlich@creative-stadt.de

www.creative-stadt.de